Kunststoff kleben ...

    • Offizieller Beitrag

    Hi !


    Ich habe vor einigen Tagen vom Vereinskollegen Nalkem einen HP-Digitizer bekommen. Erste Test´s waren auch soweit erfolgreich - nur mechanisch hat das Gerät scheinbar einiges mitgemacht .. Drei der fünf Kunststoffstege, in denen die Muttern für die Gehäuseschrauben eingepresst sind, sind gebrochen - für zwei davon sind die Bruchstücke komplett mit Mutter "erhalten", für den letzen Steg hab ich nur die Mutter und die Hälfte des dazugehörigen Kunststoffes ...

    Kann man das erfolgreich kleben ? Oder ist das von vornherein zum Scheitern verurteilt ?

    Wenn kleben, womit am besten ? Hat jemand Erfahrungen auf dem Gebiet ?


    Mfg


    Cartouce

  • Modellbaukleber wäre, je nach Kunststoff, auch eine Möglichkeit. Was Bahnhöfe und Kampfjets zusammenhält, sollte ja wohl auch einen Hanspeter reparieren können ;)

  • Dichlormethan, ist ein Lösemittel und das was früher auch im Modellbau Kleber drinnen war. Hat aber eben keine füllenden Eigenschaften, es macht aus allem klebrigen Kuchenteig ;)

    Eine Kiwi am Tag deckt den menschlichen Tagesbedarf an Kiwis

    • Offizieller Beitrag

    Dichlormethan ist ein wunderbares Lösungsmittel. Eins der Besten. Eigentlich alternativlos in der Analytik, wenn man z.B. eine Wischprobe nehmen will. Aber besonders gesund ist es nicht. Normale Einweghandschuhe aus Nitril oder Latex frißt es auch auf. Ist auch nur unter Auflagen zu bekommen mitlerweile.

  • Wir bzw. unsere Kunden entfetten Menschen/Tier Knochen damit für die Anatomie bzw den studentischen Lehrbetrieb deswegen habe ich immer 50 l im Lager

    Unter Auflagen bekommt man es aber soweit mir bekannt wenn man Plexiglas damit kleben möchte


    Aber was hat uns das Zeug selbst Viton Dichtung schon zersetzt die sind nämlich je nach Zusammensetzung auch nicht resistent....

    Allerdings finde ich es sehr nett von dem Zeug dass es einen Eigengeruch hat auch wenn der natürlich oberhalb der ppm liegt aber zumindest merkt man es wenn es da ist....

    Eine Kiwi am Tag deckt den menschlichen Tagesbedarf an Kiwis

  • "Das Zeug" bekommt sogar die Eloxalschicht

    von Aluminium runter. Verarbeitung nur unter Vollschutz, mit externer Atemluftversorgung.

    "Früher" war es Bestandteil etlicher Maler / Farb /

    Klebe materialien. Jetzt vor allem zum industriellen Entfetten... privat bekommt man das Zeug normalerweise nicht mehr.


    Stefan

  • Ich würde es auch erstmal mit Plastikkleber aus dem Modellbau (Revell, Kibri, Faller und Co.) probieren, das löst den Kunststoff an und wenn es dann wieder trocknet, sind die Teile wie verschweißt. Ich habe damit schon diverse Computergehäuse von Atari, Commodore und Olivetti reparieren können. Mit ein bischen Übung sieht man das noch nicht einmal.


    Alternativ dazu kannst du auch Aceton verwenden, das ist in vielen diesen Plastikklebern als Lösungsmittel drin. Einfach mit dem Pinsel auf die Bruchstellen streichen, ein paar Minuten warten, dann zusammenpressen, am Besten mit einer Schraubzwinge oder vergleichbar.

    1ST1

  • Aktuell habe ich leider auch einen Transportschaden bei einer Gehäusefront.

    Ich würde hier 2K Kleber nehmen, aber das fällt auf jeden Fall auf. Der Kunststoff ist hart und nur als dünnes Teil elastisch.


    Vorschläge ? Die oben habe ich gelesen, allerdings hoffe ich auf einen Kleber der wie Leim einfach an der Front ohne Rückstände abgewischt werden kann.





    Mit freundlichen Grüßen


    fritz

  • Ganz perfekt wirst du es wohl nicht hin bekommen.

    Ich habe bisherABS-cement (ABS-Kleber) verwendet. Wenn das dann ausgehärtet ist, kann man von Hinten entweder nochmal heißverschweißen und/oder mit ABS-Folie/Platte zusätzlich verkleben um mehr Stabilität zu bekommen.


    ABS-Kleber löst das Plastik an un verklebt das Plastik sehr gut. Bei vergilbten Teilen muss man aufpassen, dass man nichts auf die Vorderseite bekommt. Man kann die Vorderseite schützen indem man die Plastikteile zusammenhält und einen Klebestreifen vorne über den Bruch klebt. Leider verhindert das nicht komplett das austreten von Kleber, wenn man zu viel davon benutzt.


    1. Gebrochenen Teile aneinander setzten, so das kein Spalt mehr zu sehen ist.

    2. Durchsichtiges Paketklebeband oder etwas vergleichbares auf den Riss kleben und mit dem Fingernagel fest reiben.

    3. Von hinten ABS-Kleber vorsichtig auftragen und die Plastikteile ein wenig bewegen, damit der Kleber tiefer in den Riss eindringt.

    4. Zwischendurch prüfen, dass der Kleber nicht am Riss vorne austritt.

    5. Die Plastikteile für mind. 24 Stunden (eher 2 Tage) aushärten lassen.

    6a. Mit Stoßstangen Reparatur-Kit von hinten verschweißen/verstärken oder

    6b. mit ABS Folie und ABS-Kleber von hinten verstärken.


    Das hat bisher bei kleinen Teilen ganz gut funktioniert. Leider verziehen sich große Teile, da sie unter Spannung stehen. Es ist möglich, dass die Teile nicht mehr korrekt zusammen passen und dadurch Kanten entstehen. Das fertige Teil kann auch unter Spannung stehen und muss eventuell für die weitere Bearbeitung zB. mit Schraubzwingen zusammen gezwungen werden muss.


    Manche schwören auf das Heißverschweißen ohne Kleber. Die Risse sind manchmal dann ebenfalls nicht mehr zu erkennen, können jedoch bei Zug oder Flex wieder erkennbar werden.


    Bei dem Ausüben von Zug kann eine geklebte Stelle leicht wieder reißen, wenn sie nicht verstärkt ist. Auch öffnen sich Risse an der Oberfläche scheinbar wieder, wenn der Kleber nicht bis nah an die Oberfläche gekommen ist.


    Die ABS-Kleber können auch per ACETON selbst hergestellt werden. Dazu löst man einfach ABS in dem Aceton auf, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Aceton alleine zieht sofort in den Riss ein und versaut einem potentiell die Front. Auch kann man farblich gleiches oder ähnliches Plastik mit Aceton zu einer Masse zum ausbessern von Lücken zusammen mischen. Die Konsistenz kann von wässrig über Knetgummi zu krümelig reichen.


    Zu Sekundenkleber oder 2K Epoxy:

    Sekundenkleber ist spröder als ABS und verträgt Bewegung nur sehr schlecht. Risse brechen leicht wieder, wenn ein größeres Teil unter Spannung steht.

    2K-Epoxy hat ein ähnliches Problem, ist jedoch etwas stabiler bei flex. Es hält jedoch sehr schlecht auf glatten Flächen und erzeugt meist keine gute Verbindung. Auch kann die Hitzeentwicklung bei manchen 2K-Klebern das Plastik beschädigen/verformen.


    Letztlich solltest du an einem Teil Testen, wo Fehler nicht problematisch sind. Üben mach hier den Meister.

    Ich selbst habe bisher nur ein oder zwei Risse wieder 100% schließen können. Oftmals sieht man die geklebten Stellen gegen das Licht oder es musste doch noch einmal mit einer scharfen Klinge ein Grad entfernt werden.



    -Jonas

  • Selbst wenn man das genau Materiel kennt, weiß man nicht, ob das nach 30 oder mehr Jahren noch die gleichen Eigenschaften hat. ;)

    • i-Telex 7822222 dege d

    • technikum29 in Kelkheim bei Frankfurt

    • Marburger Stammtisch

    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

  • Evtl. mal ein Fitzelchen als Materialprobe opfern.

    Teilweise bekommt man mit einfachen Mitteln raus, was man da vor sich hat.

    Beispielsweise entsteht beim Verbrennen von PVC Salzsäure, welche man am charakteristischen Geruch erkennt.

    Lösetest in Aceton ist auf alle Fälle auch eine gute Idee. Wenn der funktioniert, kann man die oben beschriebenen Klebetechniken anwenden.

    Es gibt auch Kunststoffe, bei denen Kleben garkeine Option ist wie z.B. PE und PP. Die lassen sich nur durch Schweißen dauerhaft verbinden.

    So wie die Bruchstücke aussehen, ist aber nicht damit zu rechnen, daß das sowas ist.

  • Ich habe nicht alle Tipps oben ganz durchgelesen. Damit entschuldige

    ich mich, wenn ich etwas wiederhole.


    Ich nehme Kunststoffkleber und bei diesem muss man folgendes beachten:


    1) Die Teile sollten möglichst sauber sein

    2) Den Kunststoffkleber bei beiden Teilen auftragen

    3) Etwa 5 Minuten einwirken lassen

    4) Die Teile zusammenfügen und dann 24 Stunden warten


  • Der Pattex Kunststoffkleber ist ähnlich wie der von mir verlinkte ABS-Kleber.

    Die Pattex-Variante ist jedoch viel dickflüssiger und enthält (soweit ich weiß) zusätzlich Weichmacher, die nach spätestens 48 Stunden verflogen sein sollten. Wenn man spröde Plastikteile in einen geschlossenen Behälter mit etwas Pattex Plastikkleber tut, wird das Plastik (manchmal) nach einigen Tagen wieder etwas flexibler. Ich habe das bisher einmal erfolgreich mit einen geklebten Powermac 7500 Einschalt-Taster getestet. Der Effekt ist nach 2 Jahren noch vorhanden.


    Nachtrag: Auf der Internetseite von Pattex kann man sich das Sicherheitsblatt von dem Kleber ansehen. Die derzeit verkaufte Variante schein nur noch Aceton und n-Butylacetat zu enthalten. Der Weichmacher-Effekt wäre damit nicht erklärbar. Eventuell muss ich das mit einer neueren Tube nochmal testen. Meine Tube stammte noch aus früheren Zeiten :)